Die Verarbeitung von Post-Consumer-Rezyklat (PCR) gilt als anspruchsvollste Disziplin im Kunststoffrecycling: „Bei PCR weiß man nie genau: Die erste Charge kann gut sein, die zweite deutlich abfallen“, sagt Christoph Lettowsky, der Kunden bei Reifenhäuser Blown Film zu dieser Thematik berät. Denn PCR setzt sich aus Kunststoffen verschiedener Materialklassen zusammen und enthält oft Verunreinigungen und Fremdstoffe, die die Verarbeitung erschweren. Dies führt zu einer Qualität, die deutlich unter der von Neuware liegt und zusätzlich stark schwankt.
Schwankungen beim Rohstoff sind jedoch für Folienhersteller eine erhebliche Herausforderung in ihrem Prozess, wie Lettowsky erläutert: „Schon PCR mittlerer Qualität kann die Stabilität der Produktion oder die Qualität der Folie beeinträchtigen, wenn Hersteller es auf Blasfolienanlagen mit einem Standard-Einschneckenextruder verarbeiten.“ Es können sich optische Fehlstellen (Stippen) bilden, schlimmstenfalls reißt die Blase ab, weil zu viele Löcher entstehen. Die Konsequenz: Bestimmte Rohstofflieferungen können dann unbrauchbar sein oder nur zu einem geringen Anteil beigemischt werden. Auch kann es nötig werden, teure Additive zu verwenden.
Für viele Hersteller hängt ihre Produktivität und Wirtschaftlichkeit aktuell daher von der Verfügbarkeit hochqualitativer Rezyklate ab. Doch der Preis dafür schwankt stark – und liegt zeitweise sogar über dem von Neuware. „Das stellt Hersteller vor ein Problem, die aufgrund von Vorgaben durch Brand Owner, seitens der Politik oder durch selbstgesetzte Nachhaltigkeitsziele bestimmte Rezyklatquoten erfüllen müssen“, sagt Lettwowsky. „Wir haben als Anlagenbauer aber gute Antworten darauf.“
PPWR treibt Rezyklatnachfrage an
Die Europäische Union hat sich in ihrer Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) darauf geeinigt, dass ab 2030 – abhängig von der Verpackung und dem verwendeten Material – vorgeschriebene Mindestziele für den Rezyklatanteil in Kunststoffverpackungen gelten. Dadurch dürfte die Nachfrage nach (hochwertigen) Rezyklaten steigen.
Der EVO Fusion Doppelschnecken Extruder verarbeitet bereits PCR von geringer und mittlerer Qualität zu leistungsfähigen Blasfolien.
„Mit der EVO Fusion-Technologie von Reifenhäuer machen sich Hersteller unabhängiger von der Rezyklatqualität“, sagt Lettowsky. Die EVO Fusion ist eine Blasfolienanlage mit einem Doppelschneckenextruder, die sich ideal für die Verarbeitung von PCR-Granulat geringer Qualität eignet: Durch die Doppelschneckentechnologie wird der Rohstoff besser vermischt als bei einem Einschneckenextruder. Das System wird dabei effektiv entgast und es werden so Bestandteile entfernt, die den Prozess stören könnten. „Mit der EVO Fusion können Hersteller selbst stark verunreinigte und inhomogene Rezyklate verarbeiten, von denen sie bisher nur einen geringen Anteil zur Neuware hinzufügen konnten oder die unbrauchbar waren“, sagt Lettwosky. Zudem lässt sich der Rezyklatanteil in der Produktion deutlich erhöhen.
Kunden weltweit haben die EVO Fusion-Technologie bereits für verschiedene Anwendungen im Einsatz. Reifenhäuser hat zudem gemeinsam mit Folienherstellern, Weiterverarbeitern und Recyclingpartnern die Möglichkeiten der Technologie ausgelotet. „Wir wollten wissen, wie weit wir gehen können und haben eine Reihe von möglichen Anwendungsfällen aus der Praxis erprobt“, so Lettwosky. „Darunter waren sogar Versuche mit PCR-Rezyklaten, die von Verarbeitern bereits als ‚unbrauchbarer Abfall‘ aussortiert waren. Selbst dieses Material konnten wir mithilfe unserer EVO Fusion-Technologie stabil verarbeiten.“
Recycling von PCR minderer Qualität zu Müllsäcken
Post-Consumer-Rezyklat aus der haushaltsnahen Sammlung ist die minderwertigste Rezyklatqualität, die aktuell am Markt verfügbar ist. Dieser Rohstoff zeichnet sich durch eine sehr inhomogene Materialzusammensetzung und eine große Menge an Fremdstoffen und Verschmutzungen aus. In Versuchen gemeinsam mit dem Dualen System konnte Reifenhäuser aus diesem minderwertigen Rohstoff mithilfe der EVO Fusion-Technologie dennoch eine Folie mit einem Rezyklatanteil von 70 Prozent herstellen – was mit einem Einschneckenextruder nicht möglich wäre. Die Folie ließ sich im Praxistest mit üblichen Verfahren zu Müllsäcken verarbeiten.
Recycling von PCR minderer Qualität zu Versandtaschen
Ebenfalls aus Post-Consumer-Rezyklat aus der haushaltsnahen Sammlung konnte Folie für Versandtaschen produziert werden, wie sie zum Beispiel für E-Commerce Rücksendungen verwendet werden. Durch eine andere Folienstruktur als bei der Folie für Müllsäcke lag der Rezyklatanteil an der Gesamtfolie bei 65 Prozent.
Schrumpffolie aus PCR-Rezyklat mittlerer Qualität
Höhere optische Anforderungen werden bisher an Schrumpffolie für Transportverpackungen gestellt. Diese soll beispielsweise PET-Flaschen zusammenhalten und ist zumeist transparent und teilweise mit Markenlogos bedruckt. Mithilfe der EVO Fusion konnten diese Verpackungseigenschaften mit einem Rezyklatanteil von 70 Prozent aus PCR-Rezyklat mittlerer Qualität erzeugt werden.
Abhängig von der angestrebten Folienqualität lassen sich mit der EVO Fusion Rezyklate minderer Qualität verarbeiten – doch auch diese Technologie kann aus PCR in schlechter Qualität keine Folie aller höchster Güte machen. „Aber das braucht sie auch gar nicht“, erläutert Lettowsky. „Wichtig ist immer, für welche Anwendung die Folie benötigt wird: Beispielsweise muss eine Transportverpackung eigentlich gar nicht höchsten Ansprüchen and Transparenz und Glanz genügen.“ Deshalb können Hersteller durchaus unterschiedliche Rezyklatqualitäten für verschiedenen Produkte verarbeiten. „Die EVO Fusion ermöglicht ihnen dabei einen sicheren Prozess“, sagt Lettowsky.
Das heißt, Hersteller können abwägen, ob sie für ihre Produkte hochwertiges Rezyklat einkaufen, das teurer ist, oder ob sie die gewünschten Eigenschaften auch mit Rezyklat in einer geringeren Qualität – und bei deutlich niedrigeren Kosten – erreichen. Wodurch sich wiederum die Investition in die EVO Fusion-Technologie bei steigenden Preisen für höherwertige Rezyklate schneller amortisiert.
Wie Sie von der EVO Fusion profitieren: